Gibt es überhaupt faule Hunde?
Hunde, die sich nicht bewegen wollen? Die lieber auf der heimischen Couch liegen und schlafen, anstatt draußen zu sein, um umher zu toben? Ja, es gibt Hunde, die nicht verspielt sind, die sich gerne viel, aber nicht gerne schnell bewegen oder andersherum. Und es gibt die ganz gemütlichen Gesellen, die wirklich am liebsten weich und warm liegend das Leben verschlafen. Hunde sind Individuen und es gibt sie von phlegmatisch bis hyperaktiv. Selbst innerhalb eines Rassehund-Wurfs haben die Welpen unterschiedliche Charaktere und können sich in Sachen Energielevel, Selbstbewusstsein und Intelligenz sehr unterscheiden.
Und weil sich unsere Ansprüche an den Hund zunehmend gewandelt haben vom mitarbeitenden Gebrauchshund zum Begleit- und Familienhund ohne Arbeitsauftrag, gibt es Hunderassen, die nur wenig Bewegung brauchen. Wenig bedeutet aber immer noch mindestens 30 Minuten Spaziergang täglich (zusätzlich zu den reinen „Toiletten“-Gängen). Außerdem brauchen viele der als faul geltenden Hunderassen trotzdem jeden Tag eine gehörige Portion Aufmerksamkeit, weil sie auf das Miteinander mit dem Menschen gezüchtet worden sind oder sehr intelligent sind und Auslastung für das Köpfchen brauchen.
Unsportliche Hunde sind also keine atmenden Deko-Kissen für das Sofa. Sie haben Bedürfnisse und brauchen Aufmerksamkeit, Bewegung und Abwechslung. Sie sind allerdings schon recht zufrieden, wenn ihre Menschen mit ihnen gemütlich spazieren gehen, anstatt echten Sport zu betreiben.
Doch auch das gehört zur Wahrheit: Viele der als faul geltenden Hunderassen sind vom Wesen her gar nicht so faul. Gerade als junge Tiere wollen sich fast alle Hunde bewegen. Es gibt allerdings Rassen, denen wurde ein Körper angezüchtet, der ihre Agilität extrem einschränkt. Manchmal müssen sogar die Menschen diese Hunde ausbremsen und zu Pausen zwingen, damit die Tiere keinen körperlichen Schaden nehmen. Das gilt zum Beispiel für alle Flachnasen, weil sie schon im Ruhe-Zustand eine mäßige bis schlechte Sauerstoffversorgung haben.
Es ist dennoch absolut richtig, sich auf die Suche nach einem eher unsportlichen Hund zu machen, wenn das zum eigenen Energielevel und Lebensstil passt. Ich mahne nur dazu, sich genau über die Rassen und vor allem ihre gesundheitlichen Risiken zu informieren. Außerdem sind auch unter anderen Rassen faule Exemplare zu finden. Hierzu würde ich unter den als Begleit- und Familienhunde bekannten Rassen schauen und den Züchter oder die Züchterin, für deren Hunde ich mich interessiere, gezielt nach dem ruhigsten und gemütlichsten Welpen im Wurf fragen. In den Tierheimen und auf Pflegestellen von Tierschutzhunden ist das Temperament der einzelnen Tiere ebenfalls bekannt und eine offene und ehrliche Kommunikation kann auch hier helfen, den passenden Hund zu finden. Denn nochmal: Es ist genau das Richtige, nach einem Hund zu suchen, der zu einem selbst passt.
Zu den unsportlichsten Hunderassen zählen:
Die Plattnasen
Hunde mit besonders flachen Schnauzen haben allgemein eine unnatürliche Form des Schädels. Die runden Köpfe mit kurzer Schnauze erinnern eher an Menschengesichter denn an Wölfe. Warum Hunde diese Schädelform angezüchtet bekommen haben, hat zwei unterschiedliche Gründe: Zum einen gibt es da die ehemaligen „Bullenbeißer“, die den Bullen meist auch schon im Rassenamen tragen. Diese muskulösen Tiere wurden ursprünglich zu Kämpfen mit Bullen gezüchtet und sollten sich mit den kurzen, aber breiten Mäulern besser in ihrem massigen Gegner verbeißen können. Ein anderer Name war „Bärenbeißer“, weil sie ebenfalls zur Bärenjagd genutzt wurden. Zum Glück ist beides inzwischen verboten.
Zum anderen gibt es die vielen Plattnasen, die einfach dem Kindchenschema entsprechen sollen. Das Kindchenschema spricht uns auf einer instinktiven Ebene an: rundes Köpfchen, kurze Nase und große Augen haben unter vielen anderen Säugetieren auch unsere Kinder am Beginn ihres Lebens. Sie sind daran eindeutig als schutzbedürftiger Nachwuchs zu erkennen und lösen entsprechende Gefühle bei uns aus. Viele Rassen, deren Aussehen dem Kindchenschema angepasst worden ist, sollen auch als erwachsene Hunde weiterhin wie Welpen auf uns wirken.
Die Folgen der veränderten Schädelform sind im Inneren:
- verkürzte Atemwege
- verkleinerte oder verengte Nasenlöcher
- verlängertes Gaumensegel
- wulstige oder zu lange Zunge, die nicht genug Platz im Maul hat
Das Gaumensegel ist der bewegliche Verschluss, der die Luftröhre schützt, wenn gegessen oder getrunken wird, damit nichts davon in der Lunge, sondern über die Speiseröhre im Magen landet.
All die genannten Faktoren führen zu permanenter Unterversorgung mit Sauerstoff, was zu ernsthaften Erkrankungen führen kann, wie zum Beispiel Herzschäden. Außerdem kann es bei Hitze oder Anstrengung zu einer akuten Atemnot kommen, die sogar zum Erstickungstod führen kann. Es kommt durchaus vor, dass Hunde mit flachen, breiten Schnauzen und runden (und damit verkürzten) Schädeln einfach tot umfallen, weil sie keine Luft mehr bekommen oder ihr Herz schlapp macht.
Diese Hunde sind also gezwungen, sich nicht zu sehr anzustrengen. Außerdem macht sie die Unterversorgung mit Sauerstoff auch träge. Da sie aber vor allem in jungen Jahren durchaus einen gewissen Spieltrieb und Drang zur Bewegung haben, müssen ihre Menschen darauf achten, dass es bei kurzen Einheiten bleibt.
Zu den hiervon betroffenen Rassen gehören:
Englische Bulldogge
Französische Bulldogge
Mops
Pekingnese
Boston Terrier
Shi Tzu / Shi-Tzu
Japan Chin

Die Kurzbeinigen
Bei den kurzen Beinen einiger Rassen handelt es sich um nichts anderes als durch Zucht gezielt geförderte Kleinwüchsigkeit. Genau wie bei den Plattnasen gibt es dafür zwei Gründe: Zum einen werden niederläufige Jagdhunderassen gezüchtet, um wie der Dackel den Fuchs oder Dachs bis in seinen Bau hinein zu jagen, oder wie der Basset die Fährte erschnüffelnd durch dichtes Unterholz flitzen zu können. Zum anderen werden Hunde mal wieder aus rein optischen Gründen mit kurzen Beinchen gezüchtet, um einfach nur klein und niedlich zu sein.
In den Rassestandards steht zwar, dass die Kurzbeinigkeit die Hunde nicht behindern darf und ein Mindestabstand des Körpers zum Boden bleiben muss, aber das ist viel Theorie. Hunde werden nicht aus Bausteinen zusammengelegt, aus Holz geschnitzt oder aus Papier gebastelt. Ums noch genauer zu sagen: Sie werden nicht in einer Fabrik nach genormten Schablonen erstellt. Dazu kommt noch, dass auch Züchter nur Menschen und dabei sehr unterschiedlich sind. Natürlich kommt es bei solchen Zuchtzielen wie verkürzten Beinen zu kürzeren und krümmeren Beinen als eigentlich gewollt. Und in Folge dessen neigen die Tiere dann zu Problemen mit ihren Gelenken und Wirbelsäulen. So werden auch agile Jagdhunde ausgebremst.
Zu den unsportlichen, kurzbeinigen Rassen gehören (und ja, es kommt zu Doppelungen):
Englische Bulldogge
Französische Bulldogge
Mops (je nach Zucht)
Pekingnese
Shi Tzu
Dackel
Basset Hound
Dandie Dinmont Terrier

Die Kleinen
Viele sportliche Hunderassen haben ihren Bewegungsdrang aufgrund ihres ursprünglichen Gebrauchs als Arbeitstiere. Der Bedarf an Jagd-, Hirten-, Wach- und Schutzhunden ist jedoch zurückgegangen. Der Hund ist trotzdem als sozialer Partner geblieben. So wurden mit der Zeit immer mehr Hunderassen entwickelt, die vor allem Begleiter für den Menschen sein sollten. Sie sind oft sehr anhänglich, fröhlich und durchaus agil, aber brauchen keinen stundenlangen Ausdauersport. Und manche von ihnen sind sehr anpassungsfähig, was bedeutet, dass sie sehr wohl zu mehr Sport in der Lage sind, wenn es ihnen angeboten wird. Ich spekuliere mal, dass diese Rassen meist klein sind, weil sie so besser in das Leben in der Stadt zu passen scheinen.
Zu diesen kleinen Begleitern zählen:
Mops
Pekingnese
Shi Tzu
Japan Chin
Chihuahua
Malteser
Zwergspitz / Pomeranian
Chinesischer Schopfhund / Chinese Crested Dog

Die Massigen
Wo sich an einem Ende der Skala die kleinen und niedlichen Hunde tummeln, da stehen am anderen Ende die massigen und imposanten Tiere.
Je mehr Körpermasse da ist, um so mehr Kraft braucht es, diese der Erdanziehungskraft zum Trotz in Bewegung zu setzen. Wer will mit einem massigen Körper da noch Leistungssport betreiben? Diese Rassen wollen das jedenfalls nicht (und haben meist auch ohne Sport einen Hang zu zahlreichen Leiden sowie einer kurzen Lebenserwartung):
Bullmastiff
Mastiff
Mastino Napoletano
Spanischer Mastiff / Mastin Espanol
Bernhardiner
Bordeauxdogge / Dogue de Bordeaux
Do Khyi

Sie könnten, wollen aber nicht
Zum Schluss noch Rassen, die zwar keine aerodynamischen Körper haben, aber auch keine starken körperlichen Einschränkungen. Obwohl sie anatomisch zu mehr in der Lage wären, steht ihnen aber meist nicht der Sinn nach viel Bewegung (Ausnahmen gibt es natürlich trotzdem).
Zu den einfach nur faulen Hunderassen zählen:
Chow Chow / Chow-Chow
Shar Pei / Shar-Pei / Faltenhund
Berner Sennenhund

Zusammengefasst zählen zu den unsportlichsten Hunderassen:
Basset / Basset Hound
Berner Sennenhund
Bernhardiner
Bordeauxdogge / Dogue de Bordeaux
Boston Terrier
Bullmastiff
Chihuahua
Chow-Chow
Do Khyi
Englische Bulldogge
Französische Bulldogge
Japan Chin
Malteser
Mops
Mastiff
Mastino Napoletano
Pekingese
Shar-Pei
Shi-Tzu
Spanischer Mastiff / Mastin Espanol
Zwergspitz / Pomeranian

Quellen
dasgesundetier.de/magazin/artikel/gaumensegel-beim-hund#:~:text=Bei%20kurzk%C3%B6pfig%20gez%C3%BCchteten%20Hunden%20wie,und%20so%20die%20Atmung%20erschweren.
zooroyal.de/magazin/hunde/hunderassen/basset-hound/
herz-fuer-tiere.de/haustiere/hunde/hunderassen/sportliche-hunde
welpen.vdh.de/hunderassen/rasselexikon/ergebnis/dandie-dinmont-terrier
zooplus.de/magazin/hund/hunderassen?Charakter=Ruhig
edogs.de/magazin/hunderassen/faule-hunderassen/
happyhunde.de/faule-hunderassen/
hunde-zauber.de/faule-hunderassen/
haustierratgeber.de/hunde/hunderassen/do-khyi/
wamiz.de/hund/ratgeber/27191/schlafen-statt-toben-diese-10-rassen-sind-gemuetliche-hunde