Hund ja oder nein? Was sind die Vor- und Nachteile eines Hundes? Und was muss vor dem Kauf beachtet werden?
Inhalt:
- Die erste Entscheidung: Hund ja oder nein? Eine ehrliche Pro-und-Contra-Liste
- Vor dem Kauf: Welche Fragen gilt es zu klären?
- Zum Schluss noch etwas persönlicher
Die Shorties – also Kurzfassungen – zum Artikel:
Hundekauf: Eine ehrliche Pro-und-Contra-Liste
Hundekauf: Welche Fragen gilt es zu klären?
Die ausführliche Fassung einfach hier weiterlesen.
Die Anschaffung eines Hundes ins Auge zu fassen ist nachvollziehbar. Diese wirklich großartigen Tiere begleiten uns Menschen seit Jahrtausenden. Und sie nehmen uns als ihre Familienmitglieder genau so an wie wir sie.
Aber: Ein Hund ist kein Spielzeug, kein Accessoire, kein Statussymbol. Ein Hund ist ein fühlendes, soziales und komplexes Lebewesen, welches es sich so gut wie nie aussuchen kann, bei welchen Menschen es landet. Darüber hinaus ist es ein Raubtier, das mit uns in unserer Welt leben und zurechtkommen muss.
Ein Hund bedeutet für seine Menschen vor allem eines: Verantwortung.
Wetten, dass an dieser Stelle beinahe jeder an „Liebe“ statt an „Verantwortung“ gedacht hat? Hätte ich auch getan. Das ist auch ganz natürlich, denn den Fragen, denen man sich vor dem Kauf eines Hundes stellen muss, geht voran, ob man überhaupt einen Hund haben will. Und die Antwort darauf liegt im Wozu begründet.
Sofern der Hund nicht als Nutztier arbeiten soll, wie ein Herdenschutzhund, ein Hirtenhund oder ein Wachhund, dann soll er uns als Haustier genau das bringen: Liebe.
Wir dürfen in unseren Überlegungen aber nicht am Wozu hängen bleiben, sondern müssen noch vor der Anschaffung eines Hundes, ja sogar noch vor der Entscheidung für den Hund, seine Perspektive einnehmen und uns unserer Verantwortung bewusst werden. Andernfalls kann das ganze Unterfangen „Hund“ statt in Freude und Liebe in Frust und manchmal sogar Angst oder gar Hass enden.
Die erste Entscheidung: Hund ja oder nein?
Wie bereits erwähnt, sind Hunde großartige Tiere. Aber: Sie sind das nicht immer. Sie sind auch nicht immer toll und niedlich. Nein, ziemlich oft sogar können sie nervig, laut und aufdringlich sein. Und beinahe jeder Hund hat irgendwas an sich, was für seine Menschen eine echte Herausforderung ist und sie richtig zum Schwitzen bringt. Hunde sind eben genau wie wir nicht makellos.
Für alle, die noch nie einen Hund hatten deshalb hier ein paar Gedanken zu den Vor- und zu den Nachteilen, die ein Hund mit sich bringt.
Eine ehrliche Pro-und-Contra-Liste: Das Pro!
Der Gesundheitsfaktor – Hunde können ein großer Vorteil sowohl für unsere physische, also körperliche, als auch unsere psychische, also geistige, Gesundheit sein. Kuscheln und Streicheln wirken sich beruhigen auf uns aus und reduzieren unseren Stress. Konkret werden dabei der Blutdruck und die Herzfrequenz gesenkt. Gepaart mit dem Mehr an Bewegung an der frischen Luft kann ein Hund unser Immunsystem stärken, unser Herzinfarkt-Risiko senken und die Stabilität unserer Psyche unterstützen. Natürlich hat die ehrliche Freude von Hunden auch ihren Einfluss auf all diese Faktoren.
Einsamkeit ade – Hunde vertreiben die Einsamkeit, die sehr viele Menschen betrifft und keineswegs zu unterschätzen ist. Kaum ein anderer Mensch kann so viel Aufmerksamkeit und Geduld schenken wie ein Hund. Den ganzen Tag zugetextet werden, immer mit mindestens einem Ohr zuhören, selbst im Schlaf, und beim kleinsten Lächeln ein freundliches Schwanzwedeln entgegnen – das ist das absolute Ich-bin-bei-dir eines Hundes.
Verbessertes Sozialleben – Wie oft fangen wildfremde Menschen bei einer zufälligen Begegnung ein nettes Gespräch miteinander an? Genau: nie. In der Regel wird aneinander vorbei gelaufen, gerne mit einem kleinen, grimmigen Blick und sich ansonsten ignoriert. Ausnahme: Man hat die dringende Frage nach dem Weg oder ob der Bus schon da gewesen ist. Für echte, nette Gespräche muss ein Vorwand her, der zugleich Eisbrecher ist. Mit anderen Worten: Ein Hund. Wer mit einem Hund unterwegs ist, wird nicht jedes Mal aber ab und zu angequatscht. Vor allem Hundemenschen untereinander können so zusammenfinden, die sonst ihr Leben lang in Nachbarschaft gelebt hätten, ohne je ein Wort miteinander zu wechseln.
Mehr Bewusstsein – Ein anderes Lebewesen, das von einem abhängig ist und so großen Anteil am eigenen Leben nimmt wie ein Hund, stärkt das eigene Bewusstsein. Zunächst fordert es das Verantwortungsbewusstsein. Zu sehen, wie gut es einem gelingt, für den Hund zu sorgen und mit ihm zu trainieren, stärkt wiederum das Selbstbewusstsein. Das ist nicht nur für Kinder und Jugendliche eine Hilfe in der persönlichen Entwicklung.
Neue Hobbys – Jeder Hund braucht Beschäftigung für Körper und Geist. Sucht er sich diese selbst, geht das meist in die Zerstörung von menschlichem Eigentum über. Sorgt der Mensch für die Beschäftigung, bleiben die Möbel ganz, die Bindung wird gestärkt und der Mensch wird gleich mit-beschäftigt. Es gibt viele kreative Ideen zur Auslastung eines Hundes. Die Suche danach und das Ausprobieren, was allen Beteiligten Spaß macht, kann schon allein ein neues Hobby werden. Im besten Fall findet sich etwas, das beiden besonders gut liegt – zum Beispiel Hundesport oder das Aushecken und Basteln von Denkspielen.
Neues Fachwissen – Der Hund ist eine Wissenschaft für sich. Ernsthaft! Sie heißt Kynologie und befasst sich mit den Bedürfnissen, der Pflege, dem Verhalten, der Kommunika… ach, einfach mit allem, was mit dem Hund zu tun hat. Natürlich muss nicht jeder Hundehalter zum Kynologen werden. Aber abgesehen von den Grundlagen, die ein Hundehalter wissen sollte, tut sich hier für jeden Interessierten ein riesiges Wissensfeld auf, welches durch Forschung und neue Ansätze immer weiter wird. Super spannend und nicht nur trockene Theorie, vor allem, wenn man selbst einen Hund hat.
Liebe – Das Pro des Hundes überhaupt! Hunde sind zur Liebe fähig, das werden Millionen von Menschen bestätigen können. Und sie nehmen jeden so, wie er ist. Natürlich gibt es Hunde, die schlecht sozialisiert sind oder miese Erfahrungen gemacht haben und nicht jedem Menschen gegenüber aufgeschlossen und liebensfähig sind. Doch die Veranlagung zur vorurteilsfreien und sogar bedingungslosen Liebe ist erst einmal da. Alles Weitere liegt an uns und unserer Liebensfähigkeit dem Hund gegenüber.
Eine ehrliche Pro-und-Contra-Liste: Das Contra!
Zeitaufwand – Ein Hund beansprucht viel Zeit – und das jeden Tag! Ein unausgelasteter Hund, ist ein unausgeglichener Hund, der igendwann damit beginnt, seine überschüssige Energie selbst zu kompensieren. Und das kann langfristig zu enormen Problemen führen. Außerdem ist ein Hund, dessen Bedürfnisse nach Bewegung, Abwechslung und Zuneigung nicht erfüllt werden, schlichtweg unglücklich.
Nicht willkommen – Hunde sind nicht überall willkommen. Gefühlt wird das einst beliebteste Haustier hierzulande sogar immer mehr unwillkommen. Das bedeutet auch für den Menschen Einschränkungen. Soll die Freizeitgestaltung mit Hund stattfinden, muss sich vorher schlaugemacht werden, wo der Hund überhaupt mit hindarf. Sogar so manch ein Strandabschnitt ist für Hunde verboten. Muss die Freizeitgestaltung ohne Hund stattfinden, muss er entweder betreut werden, oder man ist zeitlich eingeschränkt.
Außerdem sind mancherorts Auslaufflächen rar, während Hunde die Möglichkeit, sich auch ohne Leine draußen zu bewegen, für eine artgerechte Haltung benötigen. Es können also längere Wege auf einen zukommen, um dem Hund Auslauf und Bewegungsspiele anbieten zu können.
Spontanität adieu – Kurzfristig einer Einladung nachkommen, vielleicht sogar die ganze Nacht wegbleiben – mit einem Hund zu Hause geht das nicht mehr. Es gibt ein Maximum, wie lange er allein gelassen werden kann. Und vermutlich gibt es auch einen alltäglichen Ablauf, wie feste Gassi-geh-Zeiten, die nicht einfach so über den Haufen geworfen werden können (das Wortspiel war jetzt unbeabsichtigt). Wer länger wegbleiben will, braucht zunächst also eine Betreuung für den Hund und die lässt sich selten spontan organisieren.
Übung ohne Meister – Die sogenannte „Erziehung“ eines Hundes hört nie auf. Die Tiere müssen nicht nur kapieren, was wir von ihnen wollen, um es dann ihr Leben lang zu machen. Nein, die meisten ungehorsamen Hunde wissen ganz genau, was ihre Menschen von ihnen wollen und tun es trotzdem nicht. Warum? Weil es für den Hund beim Gehorsam immer um die Frage geht, ob derjenige, der die Entscheidungen in der Familie trifft, auch wirklich der dafür Geeignetste ist. Und sie testen unsere Eignung jeden Tag. Hören wir aus Hundesicht damit auf, die Entscheidungen zu fällen und die Verantwortung für uns und ihn zu tragen, dann übernimmt er, selbst wenn es ihn überfordert, denn aus seiner Sicht ist es überlebenswichtig, dass es einer macht.
Dreck und Mief – Wer hofft, dass er einen kleinen Hund haben und ihn sauber und rein halten wird: Vergiss es. Hunde lieben Dreck. Und sie lieben Gestank. Und auch der kleinste Chihuahua ist ein richtiger Hund und passt in den größten Kuhfladen. Da reicht dann auch das tollste Hunde-Schmutz-verschwindibus-Handtuch nicht mehr. Zudem sind Exkremente anderer Tiere noch nicht einmal das Schlimmste, in das sich Hunde mit voller Absicht und Wonne hineindrücken und worin sie sich wälzen. Halbverweste Kadaver sind DAS Parfum für den Hund schlechthin. Na, angeekelt? Dann rate, wer das wieder aus dem Hundefell waschen muss.
Hundekacke – Dafür gibt es ein Extra-Contra, weil das kein kleines Thema ist, sondern ein tägliches. Ein gesunder Hund macht jeden Tag sein Häufchen, welches der Mensch wegmachen muss. Warme, weiche Kackhaufen mit einem kleinen Plastikbeutel aufsammeln, die hoffentlich komplett da rein passen und dann das Ganze zum nächsten Mülleimer tragen… herrlich! Aber schlimmer gehts immer, nämlich wenn der Hund Durchfall hat. Und fast jeder Hund hat irgendwann in seinem Leben Durchfall. Ich kann dir aus Erfahrung versprechen: Früher oder später wird Hundekacke an deinen Händen kleben. Eher früher, weil das Handling mit den kleinen Beuteln etwas Übung bedurft.
Liegengelassene Hundehaufen sind übrigens nicht nur eklige Tretminen, sondern können auch zur Verbreitung von Krankheiten beitragen. Hinterlassenschaften auf öffentlichen Plätzen werden zudem mit Bußgeldern geahndet. Je nach Bundesland kann das 10 bis 150 Euro kosten. Wer es genauer wissen will: Den Bußgeldkatalog gibt es auch online.
Wäre schön, wenn das Thema Hundekot damit abgehakt wäre. Ist es aber nicht. Es gibt etwas, worüber selten gesprochen wird: Kacke fressende Hunde. Sie sind auch eher selten, vor allem die exzessiv fressenden Hunde, aber es gibt sie. Das mit anzusehen ist schon echt widerlich und wenn er beim Spazierengehen auch fremden Kot frisst, ist es ein Gesundheitsrisiko.
Kommt das öfter vor, muss abgeklärt werden, warum der Hund das macht und wie man ihm helfen kann, das sein zu lassen.
Der Kostenfaktor – Haustiere kosten Geld. Und sie kosten mehr als eine tägliche Mahlzeit. Zunächst wären da noch die materiellen Dinge, für die man ein Vermögen ausgeben kann – aber nicht muss. Neben zwei Näpfen, einer Leine samt Halsband oder Geschirr, ein oder zwei Spielsachen und einer Decke oder einem Hundebett braucht ein Hund gar nicht so viel Kram. Aber in der Regel kaufen wir Menschen mehr als das. Die Kaufräusche lassen aber normalerweise nach, je länger der Hund da ist. Was hingegen eher mehr statt weniger wird, sind die Tierarztkosten. Und sie sind auch der größte Kostenfaktor, der gerne unterschätzt wird. Hunde müssen regelmäßig geimpft werden. Sie werden auch mal akut krank und brauchen unter Umständen Medizin. Und Hunde sind wegen ihrer Bewegungsfreude anfällig für Verletzungen. Außerdem können Hunde genau wie wir chronisch krank werden und über viele Jahre Medikamente oder spezielles Futter brauchen. Richtig ins Geld gehen Operationen, die zudem meist sehr plötzlich und dringend von Nöten sind. Zum Glück gibt es inzwischen Krankenversicherungen für Hunde, bei denen allerdings auf das Kleingedruckte geachtet werden muss. Trotzdem muss entweder diese Möglichkeit unbedingt ins Auge gefasst oder ein Finanzpolster angelegt werden, denn gerade eine OP kann schnell mal ein bis mehrere Tausend Euro kosten.
Es können auch noch weitere Versicherungen Sinn machen oder gar notwendig sein, wie eine Haftpflichtversicherung. In manchen Bundesländern wird eine Hundehaftpflicht sogar gefordert.
Und dann ist da noch die Hundesteuer. Sie ist ein Mal im Jahr fällig und wie hoch sie ausfällt, hängt vom Bundesland, der Gemeinde, der Hunderasse, der Liste vermeintlich gefährlicher Hunderassen des jeweiligen Bundeslandes und der Anzahl der Hunde im Haushalt ab. Kurzum: Ihre Höhe ist sehr unterschiedlich. Meistens liegt sie zwischen 100 und 200 Euro, manchmal allerdings auch höher.
Das gravierendste Contra – Hunde sind sterblich. Und ihre Lebenserwartung ist selbst mit 15 Jahren bei einigen kleineren Rassen immer noch viel kürzer als unsere. Das ist wirklich ihr größtes Manko. Mag jetzt sehr offensichtlich und der Erwähnung nicht wert scheinen, aber das ist etwas, das man sich bewusst machen muss. Der Hund lebt nicht neben uns im gleichen Haushalt, sondern mit uns. Er wird Teil der Familie und unseres Lebens, verankert sich meist nach kürzester Zeit tief in unseren Herzen und wird im besten Fall nach NUR 10 bis 15 Jahren bereits alt und stirbt schließlich. Nicht selten müssen Menschen über das Einschläfern ihres Hundes entscheiden und sich anschließend darum kümmern, was mit dem Körper passieren soll. Ich weiß nicht, ob es auch nur einen Hundemenschen gibt, der aufgrund dessen den Hund im Nachhinein lieber nicht gehabt hätte und damit auch auf die vielen schönen Momente und die Liebe des Hundes verzichten würde. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass nach Anschaffung eines Hundes die ganze Familie irgendwann mit tiefer Trauer umgehen müssen wird.
Vor dem Kauf: Welche Fragen gilt es zu klären?
Nachdem die Entscheidung für den Hund gefallen ist, müssen dennoch vor dem Kauf einige Fragen beantwortet werden. Welche das sind, ist manchmal recht individuell. Einige, die für (fast) jeden eine Rolle spielen könnten, habe ich hier zusammen getragen.
Warum will ich wirklich einen Hund?
Wie gesagt: Ein Hund ist kein niedliches Accessoires, kein imposantes Statussymbol, kein Spielzeug und auch kein Kindersatz (Kind-Ersatz 😉 ). Es sollte auch kein Hund gekauft werden, weil die Kinder es unbedingt wollen. Es sollten alle in der Familie den Hund wollen, vor allem aber die Erwachsenen, weil egal wie sehr die Kinder es beteuern: Sie können gar nicht diese enorme Verantwortung tragen. Erst recht nicht das ganze Hundeleben lang. Der Gedanke an einen Hund ist im Idealfall der Gedanke an ein weiteres Familienmitglied, an einen besten Freund, an einen Partner.
Darf ich in meinem Zuhause einen Hund halten?
Wer zur Miete wohnt, sollte keinen heimlichen Hundekauf tätigen. In solchen Fällen können Vermieter oder Vermieterinnen nämlich einen Auszug des Hundes fordern, sobald sie von ihm erfahren. Ein grundsätzliches Nein im Mietvertrag muss allerdings kein K. O.-Kriterium sein, schon allein, weil das gar nicht zulässig ist. Einschränkungen bezüglich Größe oder Rasse sind hingegen erlaubt. Wenn es bereits Hunde im Haus gibt, kann das ein gutes Argument gegen ein Verbot sein. Doch bevor jetzt ein Anwalt die Hundeerlaubnis durchdrückt: Vielleicht lassen Vermieter oder Vermieterin ja mit sich reden. In jedem Fall sollte die Zustimmung des Vermieters oder der Vermieterin jedoch schriftlich festgehalten werden. Nicht auf mündliche Zusagen verlassen!
Hat irgendwer im Haushalt eine Hundehaarallergie?
Wer nicht regelmäßig intensiven Kontakt mit Hunden hat, kann das nicht ausschließen. Sollte gerade kein Nachbarshund in Knuddellaune sein, oder einen eher zum Fressen gern haben, dann kann ein Allergietest aufschlussreich sein. Dabei testet der Arzt auf allerhand Allergene und wenn ein Verdacht auf eine Allergie bereits vorliegt, dann können die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden.
Kann ich den Bedürfnissen eines Hundes nachkommen?
Entweder traut man sich selbst zu genug Zeit und Energie zu haben, um dem Hund jeden Tag gerecht zu werden, oder es gibt noch mindestens eine weitere Person, mit der man sich diese Verantwortung teilen kann. Wer von vornherein selbst stark eingeschränkt ist, kann trotzdem mithilfe einer weiteren Person einen Hund haben. Wichtig ist nur, dass die Hilfe verbindlich und das ganze Leben des Hundes über da ist. Inzwischen gibt es hierzu auch vermehrt Dienstleister wie Hundesitter oder Gassi-geh-Dienste. Das kostet allerdings Geld und es muss eingeschätzt werden, wie vertrauenswürdig die Dienstleister sind.
Was für einen Hund will ich haben und was für ein Hund passt wirklich zu mir?
Zur Beantwortung dieser Frage braucht es eine große Portion Selbstreflexion, denn oft passt unser Wunschhund gar nicht zu uns und in unser Leben. Ein Beispiel: Der Dalmatiner hat durch Fellfärbung und Körperbau eine sehr spezielle und schöne Optik, die viele Menschen sehr toll finden. Im Vordergrund sollte allerdings stehen, dass es eine sportliche Hunderasse ist, der man erst einmal gerecht werden muss.
Wo will ich den Hund kaufen oder adoptieren?
Zu den Möglichkeiten gehören: Züchter, Tierheim, Tierschutzverein oder von Privat. Die schlechteste Variante ist von Privat mit angeblichem Zufallswurf, weil der Nachbarshund unbemerkt über den Zaun gesprungen ist. Oberste Vorsicht ist geboten, wenn die Privatpersonen einem selbst gar nicht bekannt sind. Und was viele nicht wissen: Gerade über Kleinanzeigen gerät man schnell anstatt an Privatleute oder Züchter in Wirklichkeit an sogenannte Vermehrer.
Was sind Vermehrer? Und warum beteilige ich mich an millionenfacher Tierquälerei, wenn ich von einem Vermehrer einen Hund kaufe?
Vermehrer geben sich oft als Züchter oder als Privatleute aus, deren Hund ungeplant schwanger geworden ist. Diese Mühe der Täuschung machen sie sich allerdings nicht jedes Mal. Oft kommen sie einfach als Verkäufer daher. Im Hintergrund von Vermehrern stehen Zuchtanlagen im Ausland, die oft kleine Höfe oder Verschläge sind, in denen Hunde unter schrecklichsten Bedingungen leben und einen Wurf nach dem anderen produzieren. Die Welpen sind in der Regel schwer krank, aber für den Verkauf mit Medikamenten vollgepumpt, damit das nicht so auffällt. Bitte unbedingt vor dem Kauf eines Hundes über Vermehrer und ihre Tricks genau informieren!
Wie erkenne ich einen guten Züchter? Und warum reicht es nicht, dass ein Züchter Mitglied in einem Dachverband wie dem VDH ist?
Dazu braucht es eigentlich einen eigenen Artikel. Aber in Kürze: Gute Züchter ziehen die Hunde innerhalb der eigenen Familie groß und nicht im Zwinger. Normalerweise konzentrieren sie sich auf eine einzige Rasse. Die Mutter ist bei den Welpen und Interessenten dürfen auch sie kennenlernen. Außerdem kann ein guter Züchter natürlich Auskunft über die Gesundheit beider Elterntiere geben und hat auch die Welpen auf alles testen lassen, was möglich ist. Und zum Dachverband: Es gibt überall schwarze Schafe und Züchter ohne Zuchtverein oder ohne Dachverband sind nicht automatisch schlecht. Manchmal weichen Züchter vom Rassestandard ab, wenn sie darin einen gesundheitlichen Vorteil für die Hunde sehen. Dabei kommen sogar eigene Zuchtlinien zustande. Oft können diese Züchter dadurch aber nicht im Verein oder Verband bleiben, wenn der eine Zucht nach Standard fordert.
Was ist der VDH?
VDH ist der Verband für das Deutsche Hundewesen. Er versteht sich selbst als Interessenvertretung aller deutschen Hundehalter. Die Hundezucht ist ein Gebiet im Verband und unterliegt bestimmten Regeln, an die sich die Züchter, die selbst oder über einen Verein Mitglieder sind, halten müssen.
Dem Dachverband sind viele Zuchtvereine zugehörig.
Welche Fragen sollte ich dem- oder derjenigen stellen, von dem oder der ich einen Hund bekommen will?
Alles, was einem einfällt und noch etwas mehr. Bevor es zum Züchter geht, sollte reichlich Wissen über die jeweilige Rasse vorhanden sein. Oft ergeben sich daraus bereits wichtige Fragen, wie zum Beispiel nach den Untersuchungen der rassespezifischen Erbkrankheiten. In jedem Fall ist es wichtig, möglichst viel über den Charakter und das Verhalten des Hundes zu erfragen, um abzuschätzen, wie gut er zu einem selbst passt. Die meisten Hunde in Tierheimen oder aus Tierschutzvereinen haben eine Vorgeschichte und vielleicht ist bekannt, wie verträglich der Hund mit Artgenossen, mit artfremden Tieren wie Katzen, mit Kindern und Fremden ist.
Kann ich einen Hund haben, obwohl ich Vollzeit berufstätig bin?
Ja! Oft wird das Gegenteil behauptet, aber mal ehrlich: Immer weniger Familien können es sich leisten, dass zumindest eine erwachsene Person die ganze oder meiste Zeit zu Hause ist. Tatsächlich sind die meisten Hunde in Haushalten, in denen alle Erwachsenen Vollzeit berufstätig sind. Es stimmt auch nicht, dass Hunde keine 8 Stunden allein bleibe dürften. Wichtig ist: Der Hund muss das Alleinbleiben erst lernen! Und unbedingt muss nach der Arbeit noch genug Zeit und Kraft für den Hund da sein. Der Hund hat in der Regel nämlich die 8 Stunden mit schlafen verbracht und ist nach Feierabend bereit für Action.
Zum Schluss noch etwas persönlicher
Ich bin die Letzte, die kein Verständnis dafür hat, dass sich jemand einen Hund kaufen will, beziehungsweise einen Hund adoptieren will. Aber seien wir ehrlich: 90 % von uns gehen die Sache „Haustier“ ganz allgemein zu leichtfertig an. Und die übrigen 10 % nehmen es wiederum so ernst, dass sie sich den Kauf letztendlich selbst ausreden.
Die goldene Mitte dazwischen zu treffen, es also „richtig“ zu machen, ist gerade bei der Frage „Hund ja oder nein?“ nicht einfach – ich wage sogar zu behaupten, dass es niemandem wirklich gelingt. Und warum ist das so? Na schon einmal ganz grundsätzlich, weil es kein allgemeingültiges „Richtig“ gibt. Es gibt nur recht viele Menschen, die glauben, anderen erzählen zu können, wie die Entscheidungsfindung richtig geht. Und ich muss mich an dieser Stelle gerade auch irgendwie dazurechnen.
Sorry.
Allerdings können wir mit Blick auf die Tierheime nicht abstreiten, dass es auch ohne ein ultimatives „Richtig“ ganz viel „Falsch“ zu geben scheint. Es ist nämlich Realität, dass die wenigsten Hunde im Tierheim sitzen, weil ihre Menschen krank geworden oder gar gestorben sind. Diese wirklich traurigen Schicksale gibt es, sie sind jedoch nicht die Regel. Nein, meistens ist es so, dass die Menschen Hunde anschaffen, sie aus Ahnungslosigkeit heraus kirre machen, bis sich irgendwelche Verhaltensmacken tief verankert haben und dann mit dem Grund „Überforderung“ den Hund abgeben. Auch nicht selten sind Kann-nicht-alleine-bleiben-Hunde, die nach einer Scheidung ins Tierheim kommen. Bei Gott, es gibt sogar Menschen, die ihre Hunde abgeben, weil sie es gewagt haben alt zu werden! Und ganz aktuell dürften die sogenannten „Corona-Hunde“ für ganz viel Kopfschütteln bei Hundemenschen sorgen. An dieser Stelle zur Erinnerung: Hamster und Ratten waren die Haustiere mit der Lebenserwartung von ca. 2 Jahren und nicht Hunde.
Was sind Corona-Hunde?
Als Corona-Hunde werden diejenigen Hunde bezeichnet, die zu Beginn der Homeoffice-Zeit aufgrund von Corona in Massen von den Heim-Büro-Arbeitern und -Arbeiterinnen angeschafft worden sind, nur um knapp 2 Jahre später wieder in vergleichbaren Massen abgestoßen zu werden. Die meisten Arbeitgeber haben ihre Leute nämlich nicht länger als nötig im Homeoffice belassen. Zum Unglück vieler Hunde fiel diese tiefgreifende (Zurück-)Veränderung im Alltag ihrer Menschen mit der eigenen Pubertät zusammen. Somit müssen aktuell sehr viele Hunde, die nie gelernt haben, allein zu bleiben und gerade eh alles ignorieren, was sie je gelernt haben, ein neues Zuhause finden.
Aber dass wir es nicht wirklich „richtig“, dafür aber sehr wohl „falsch“ machen können, ist nicht das Problem bei der Entscheidung. Nein, ich denke, es ist die Tatsache, dass die Entscheidung für ein Haustier nie rational, sondern immer emotional ist. Mal ehrlich: Diejenigen, die derzeit nach Haustierverboten zum Wohl der Tiere schreien, haben ja gar nicht so unrecht. Das ganze Konzept Haustier nutzt in erster Linie uns Menschen. Wir wollen die Tiere in unserem Leben haben, sie hegen, pflegen, streicheln, beobachten und lieben. Die Tiere haben keine Wahl und müssen so leben, dass es in unsere Umstände passt. Deshalb werden sie in Käfige, Ställe oder Wohnungen gesperrt oder an die Leine genommen.
Da fällt mir ein: Gibt es eigentlich neben der Freigänger-Katze noch ein anderes Haustier, welches sich jeden Tag frei entscheiden kann, wie viel Wild- und wie viel Haustier es sein will?
Wenn ja, heißt das, sie sollten unsere einzigen Haustiere sein?
Solange es kein Haustierverbot gibt, kann und muss das am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich gebe nur zu bedenken, dass dort, wo sich engagierte Menschen richtig Gedanken gemacht und Informationen gesammelt haben, gesunde und agile Haustiere leben, denen zumindest kein Leid anzusehen ist.
Und gerade das überaus soziale und meist höchst kooperative Haustier Hund geht mit seinen Menschen eine so tiefe Verbindung ein, dass wir viele Möglichkeiten haben, dem Hund ein schönes Leben an unserer Seite zu bieten. Aber es liegt in unserer Verantwortung.
Trotzdem dürfen wir nicht vergessen: Jeder macht Fehler! Und egal, wie gut die Vorbereitungen vor der Anschaffung eines Hundes gewesen sind: Es wird anders kommen als gedacht. Und es werden Dinge schief laufen. Das ist unvermeidbar und daher nicht die entscheidende Frage. Wichtig ist nur, wie wir mit unseren Fehlern und den dadurch entstandenen Problemen umgehen.
