Beitragsbild zum Artikel "Das waren mal Jagdhunde?". Es zeigt einen Yorkshire Terrier bei einer Hundeschau und eine Ratte, die ihn auslacht.

Das waren mal Jagdhunde?

Ehemalige Jagdhunderassen, von denen das heute kaum noch jemand weiß

Seit mindestens 15.000 Jahren und vielleicht sogar seit 100.000 Jahren lebt der Hund an der Seite von Menschen (mehr dazu hier: Vom Wolf zum Hund) .

Spätestens seit dem 19. Jahrhundert werden Hunderassen gezielt und nach Standards gezüchtet (mehr dazu hier: Rassehund…).

Inzwischen haben wir das 21. Jahrhundert. Wir Menschen haben uns in der Zeit verändert, unsere Bedürfnisse und Lebensweisen sind jetzt anders. Die Liebe zum Hund ist geblieben. Und so sind einige Gebrauchshunderassen, zu denen Jagdhunderassen zählen, heute eher als Familienhunde, Trainingspartner oder treue Begleiter bekannt. Die hier aufgeführten Beispiele sollen daran erinnern, welche Fähigkeiten diese Hunde über ihren heutigen „Gebrauch“ hinaus haben und wie wichtig sie einst für das Ernähren ihrer Menschen gewesen sind.

Die Rennenden

Afghane/Afghanischer Windhund, Barsoi/Russischer Windhund, Saluki/Persischer Windhund, Greyhound, Whippet, Irischer Wolfshund, Deerhound/Schottischer Hirschhund, Galgo u. a.

Windhunde werden hierzulande meist nur hobbymäßig auf die Rennbahn gelassen. In anderen Teilen der Welt sind sie hingegen als Rennhunde Einnahmequelle. Leider sind sie damit für viele Menschen nur Mittel zum Zweck und werden sehr herzlos entsorgt, sollten sie nicht (mehr) schnell genug sein.

Warum sie so schnell sind, liegt an ihrer angezüchteten Anatomie: Kräftige Beinmuskulatur, ansonsten kein Gramm Fett zu viel am aerodynamischen Körper.

Aber warum laufen die Hunde überhaupt so schnell, wie sie nur können? Im Gegensatz zu Rennpferden haben Windhunde keinen Jockey auf dem Rücken, der sie antreibt. Was sie aber antreibt, ist ihr ausgeprägter Jagdtrieb. Windhunde laufen auf der Rennbahn einer Beutetier-Attrappe hinterher.

Ursprünglich wurden Windhundrassen nämlich zur Jagd gezüchtet. Das erklärt, warum es viele und sehr alte Windhundrassen gibt. Während bei der Zuchtlinie der Showafghanen mit überlangem Fell die Optik im Vordergrund steht, waren ihre Vorfahren enorm wichtig für das Überleben ihrer Menschen. Sie besorgten das Fleisch durch selbstständige Jagd. Afghanen zählen zu den ältesten Windhundrassen. Obwohl ihr Gebrauch sich verändert hat, sind ihnen der starke Jagdtrieb und das selbstständige Gemüt erhalten geblieben.

Bei einigen anderen Windhundrassen müssen wir in anderen Ländern das „Ehemalig“ streichen, denn der Galgo zum Beispiel wird sowohl als Rennhund als auch als Jagdhund genutzt. Leider wird mit den Hunden wie bereits angedeutet meist extrem pragmatisch umgegangen.

Niedliche Begleiter, die einst zubeißen sollten

Dackel, Yorkshire Terrier, West Highland White Terrier, Cocker Spaniel und Pudel

Sie sind klein, süß und werden als Familienhund, Begleithund oder leider sogar Modeaccessoire gehalten. Kaum jemand ahnt, welchen blutrünstigen Job sie ursprünglich mal hatten. Aber viele kleine Hunderassen waren einst Jagdhunde, die mutig und klein genug sein sollten, um Kleinwild und kleine Raubtiere bis in ihren Unterschlupf zu jagen. Dass der Dackel, der auch Dachshund heißt, dem gar nicht mal so kleinen Raubtier Dachs in dessen Bau folgen und ihn da stellen sollte, wissen viele. Aber wer hätte das dem Westhighland White Terrier zugetraut? Oder wer sieht im Yorshire Terrier einen Mäuse- und Rattenkiller? Auch der Cocker Spaniel ist als sogenannter Stöberhund ein Jäger.

Noch wilder wird es, wenn wir uns vorstellen, dass sogar der Pudel eigentlich zusammen mit den Wasserhundrassen ein Jagdhund gewesen ist.

Aber so ist es.

Letzterer musste selbst niemanden erlegen, aber die Lockenpracht und sogar die berühmte Pudelschur Continental gehen auf den Jagdgebrauch zurück. Der Pudel ist nämlich ein Apportierhund gewesen, der zum Beispiel geschossene Enten aus dem Wasser geholt hat. Dazu musste er auch schon mal tauchen. Die heute vielen als lächerlich anmutende Schur sollte Lunge und Kopf warm halten, aber ansonsten wenig Fell am Körper lassen, das den Hund unter Wasser nur unnötig schwer gemacht hätte.

Familienhund Retriever

Golden Retriever und Labrador Retriever

Ihre Rassenamen verraten es in der deutschen Übersetzung bereits: Retriever sind Apportierhunde. Ihre Aufgabe bei der Jagd ist wie die ehemalige des Pudels. Sie sind genau wie der Lockenkopf dem Menschen sehr zugewand, haben meistens keinen ausgeprägten Jagdtrieb und können sehr geduldig lange warten (nach entsprechendem Training). Ihr Nutzen für den Jäger ist das Holen der erlegten Beute auf Kommando, meist von Enten im Wasser.

Heute sehen wir Labrador Retriever und Golden Retriever vor allem inmitten von Familien und vergleichsweise selten an der Seite von Jägern und Jägerinnen.

Ihre Liebe zum Draußensein, Dinge erleben und Bewegung ist aber auch diesen Retrieverrassen geblieben. Goldie und Labi sind aktive Hunde.

Das Aussehen täuscht

Badlington Terrier

Sowohl den Afghanen, als auch den Pudel könnte man hier wieder aufführen. Aber erwähnen wollte ich an dieser Stelle gerne noch mal den Badlington Terrier. Genau wie bei den anderen beiden täuscht die Frisur über den ursprünglichen Gebrauch der Hunde hinweg. Und genau wie der Afghane hat er immer noch einen ordentlichen Jagdtrieb. Also ein Wölfchen im Schäfchen-Look.

Lauf, Dalmi, lauf!

Dalmatiner

Der Dalmatiner ist ein Laufhund. Berühmt für seine schwarzen oder braunen Punkte auf ansonsten schneeweißem Fell, hat er vor allem sein Aussehen als Erkennungsmerkmal. Aber der Dalmatiner ist eine Sportskanone. Er ist sehr ausdauernd und lauffreudig, mutig und kooperativ mit dem Menschen. Eigentlich mit einem Schuss Jagdtrieb doch ein guter Jagdhund, oder? Es soll zumindest alte Gemälde geben, die einen solchen Gebrauch der Rasse dokumentieren. Sein auffälliges Fell spricht dem allerdings entgegen.

Was belegt ist: Seine Verwandtschaft mit Jagdhunderassen wie der Istrianer Bracke und dem Pointer. In älteren Erwähnungen soll er selbst als Bracke bezeichnet worden sein.

Im 17. Jahrhundert wurde er dank seiner Eigenschaften allerdings als Kutschbegleithund genutzt, darunter auch Post- und Feuerwehrkutschen. Seine Hauptaufgabe war dabei der Schutz der Kutschen und der Pferde. Der Feuerwehr soll er bellend dabei geholfen haben, den Weg freizumachen.

Zwei Pfotenabrücke als Zeichen für das Textende.
Quellen

dalmatinerseite.de/dalmatiner-herkunft-ursprung-geschichte/

ff-niedererlenbach.de/dalmatiner-als-feuerwehrhunde/

hundemagazin.ch/der-pudel-der-verkannte-allrounder/

martinruetter.com/erfurt-weimar/wissenswertes/rassekunde/meldung-details/artikel/west-highland-white-terrier/

herz-fuer-tiere.de/haustiere/hunde/hunderassen/y/yorkshire-terrier

hundefunde.de/bedlington-terrier/

Der Comic zum Artikel:

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